Saatgut, Vielfalt & Konzerne

Es ist schon lange immer wieder zu hören, dass große Konzerne Saatgut entwickeln und es sich patentieren lassen. Was sich da unbemerkt im Hintergrund für eine Entwicklung in Gang gesetzt hat, ist dramatisch. Und es geht weiter:

Seit November 2012 liegt der EU ein Gesetzentwurf vor, der nach Beschluss für alle Mitgliedsstaaten verbindlich wäre.

Zitat von Andreas Riekeberg (saatgutkampagne.org): „Die geplanten Regelungen werden die Position der Saatgutkonzerne weiter stärken, die Vielfalt vernichten und die Menschen in ihrem Recht auf Saatgut einschränken.  … Saatgut braucht überhaupt keine Zulassung.“
Die EU will so weit gehen, dass es gesetzlich geregelt werden soll, dass nur noch patentiertes Saatgut verwendet werden darf, ob privat oder kommerziell.

Einige Artikel zum Thema aus dem Internet:

EU will Anbau von Obst und Gemüse in Gärten regulieren
Saatgutverordnung: Europa im Würgegriff der Finanz- und Konzernindustrie


Wie genau ist das gemeint?

Seit gut 100 Jahren wird die kommerzielle Saatgut-Züchtung von Wirtschaftsunternehmen und Wissenschaftlern durchgeführt und stetig erweitert.
In den 1920er Jahren waren sie dann soweit, dass sie eine Art Kopierschutz entwickelten. Dazu wurden von den Sorten zunächst Inzuchtlinien angelegt und diese dann miteinander gekreuzt. Das daraus gewonnene Saatgut ist dann eine Hybridsorte.
Was daran Kopierschutz ist? Aus diesen Sorten gewonnenes Saatgut wird niemals alle Eigenschaften der Elternpflanzen an die nächste Generation weitergeben.

Ebenfalls lassen sich heutzutage Genveränderungen patentieren.

Und wie bei z.B. technischen Entwicklungen, lassen sich die Konzerne und Patentinhaber Lizensgebühren zahlen, damit dieses Saatgut genutzt werden darf.

Doch auch Bauern, deren Äcker von Nachbarfeldern mit Genpflanzen bestäubt wurden, sollen Lizensgebühren zahlen oder müssen ihr eigenes Saatgut vernichten. Ist das fair? Sicherlich nicht!

Saatgut darf nur noch gehandelt werden, wenn es einer amtlich zugelassenen Sorte angehört. Um die Zulassung zu bekommen, muss eine Sorte „beständig“, „homogen“ und „unterscheidbar“ sein.
Doch gerade alte Pflanzenarten zeichnen sich durch ihre Vielfalt innerhalb einer Sorte aus und werden so keine Zulassung erlangen können.

Welche Folgen hat das?

Nun, die Sortenvielfalt würde extrem leiden und sich drastisch verschmälern.

Es wird kaum noch lokal angepasste Sorten geben.

Bis 1900 entstanden etwa 5000 Nutzpflanzen-Arten mit insgesamt rund 2 Millionen Sorten auf der ganzen Welt. All diese Sorten entstanden, weil die Bauern durch eigene Saatgutgewinnung regional angepasstes Saatgut bekamen. Es wurde über Generationen Stück für Stück an Boden und Klima vor Ort angepasst.
Inzwischen sind laut der Welternährungsorganisation FAO Dreiviertel dieser Sorten wieder ausgestorben und vernichtet!

Das wiederum wird den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln steigern, denn irgendwie müssen die „unagepassten“ Sorten ja in jeder Region überleben.

Pestizide und Düngemittel werden weitere negative Aspekte mit sich bringen und neben der Pflanzenwelt auch starken Einfluss auf die Tierwelt nehmen. Und auch unsere Nahrung wird wieder stärker belastet sein.

Die Weitergabe oder auch der Anbau von selbstgesammelten Saatgut würde illegalisiert werden, dass heißt die Nutzung dieses Saatgutes wäre strafbar. Und damit ist nicht nur die gewerbliche Nutzung der Saat gemeint. Es würde ebenfalls jeden privaten Gärtner betreffen!

Da die Konzerne durch die gesetzliche Regelung in ihrer Postion gestärkt werden, können sie auch freier ihre Preise gestalten. Schon jetzt ist es z.B. in Indien dazu gekommen, dass sich die ansässigen Kleinbauern das Saatgut nicht mehr leisten können und es dort eine Reihe von verzweifelten Selbstmorden gegeben hat.

offener Brief an die Mitglieder des Europäischen Parlaments und die europäische Kommission
von no-patents-on-seeds.org

Wer würde davon profitieren?

Ja, wer wohl? Die großen Konzerne, die dieses Saatgut entwickeln und passender weise in der Regel selbst als (Haupt-)geschäftszweig Pestizide und Düngemittel verkaufen.

Allen voran der Konzern Monsanto, doch er ist nicht der einzige. Weitere Profiteure sind u.a. Bayer Crop Sience, KWS, Dupont/Pioneer und Syngenta.

Es sind weltweit gerade einmal 10 Konzerne die drei Viertel des weltweit, kommerziellen Saatgutmarktes kontrollieren. Und sie breiten sich und ihre Macht weiter aus, indem sie seit Jahren viele mittelständische Züchter einfach aufkaufen und ihren Regeln unterwerfen.

Warnung – Monsanto unter falscher Flagge

(frei zitiert aus der April-Ausgabe Schrot&Korn:)
 
Ein alter Bauernspruch besagt: „Wer die Saat hat, hat die Macht!“ Und um nichts anderes gfeht es: Um Macht und Geld!

Was kann man dagegen tun?

Erkennt, dass es uns alle betrifft!

Verbreitet diese Nachricht und beteiligt euch auf unterschiedlichen Wegen am Widerstand. Sei es nun das Unterschreiben von Petitionen, der Gang zu Demonstrationen, das Verfassen von Briefen an Regierungen und Behörden….
Informiert euch und eure Umgebung über die Entwicklung dieses Prozesses und vor allem wer dahinter steckt.

Deshalb besucht bitte diese Seiten:

Navdanya , global2000 , no-patents-on-seeds.org   …..

Hier gibt es sehr viele Informationen (mehrsprachig!) (saatgutkampagne.org)

Kauft und tauscht euer Saatgut (so lange es geht) bei kleinen Anbietern und biologisch orientierten Betrieben.
Vermeidet die Verwendung von Hybrid-Sorten.

Schaut euch hier mal um: Bingenheimer Saatgut, Dreschflegel, Arche Noah und VERN

Handeln sollten wir alle, ob Gärtner oder nicht. Dieser Eingriff in die Natur darf so nicht statt finden. Es wird drastische Auswirkungen auf unser aller Leben haben!

Quellen: siehe angebgene Links & Schrot&Korn Ausgabe April 2013

3 comments for “Saatgut, Vielfalt & Konzerne

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