Saatgut, Vielfalt & Konzerne (2)

Das Thema lässt mich gar nicht mehr los und deshalb möchte ich euch heute einen Nachtrag zum Artikel von gestern geben.

Bitte nehmt euch nochmal ein paar Minuten Zeit.

„Klarstellung“ seitens der EU
Nachdem ich gestern weiterdurch das www gesurft bin, um mich weiter zu informieren, was da hinter dieser Saatgutverordnung steckt, bin ich irgendwann auf der Seite „EU-Kommission – Vertretung in Deutschland“ gelandet.
Dort ist eine Klarstellung zu lesen in der alles einiges auf einmal ganz harmlos erscheint:
Die EU-Kommission weist Medienberichte über Regulierungspläne für den Obst- und Gemüseanbau in Hobbygärten zurück.
Privatgärtner können auch in Zukunft ihr Saatgut wie bisher verwenden. Sie sind von den neuen Regelungen zur Tier- und Pflanzengesundheit, die die Kommission Anfang Mai vorstellen wird, -entgegen anderslautenden Meldungen – nicht betroffen.

Die neuen Regeln gelten für ausschließlich professionelle Akteure, wie beispielsweise Landwirte oder Gartenbaubetriebe, die pflanzliches Saatgut erzeugen.

Für Kleinstunternehmen jedoch wird es Ausnahmen geben, um für sie die administrativen Hürden und Kosten zu minimieren. Die Anforderungen an sie bezüglich Kennzeichnung und Verpackung werden gering sein.

Auch für alte Sorten sollen schwächere Regeln gelten. Aus Transparenzgründen muss dieses Saatgut zwar auch registriert werden, allerdings in einfacher Form und auf der Grundlage von historischen Daten und praktischer Erfahrung. Tests sind nicht vorgesehen.

Die Annahme des Gesetzespaketes zur Tier- und Pflanzengesundheit ist für den 6. Mai geplant.

Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber bei mir bleibt ein verdammt ungutes Gefühl und ich traue dieser Klarstellung nicht.Sie soll nur die breite Masse wieder mundtot machen, die seit gestern aufgewacht und laut geworden ist.
Es ist ja nun auch nicht so, dass das Thema erst gestern auf den Tisch kam. Es ist schon länger bekannt. Proteste und Petitionen laufen ebenfalls schon länger, nur eben nicht ganz so massiv, wie seit der gestrigen Initialzündung.

  • Warum sieht die EU sich (erst) am 24. April veranlasst etwas klarzustellen?
    Hätten sie das nicht schon viel früher machen können?
  • Und selbst wenn die Hobbygärtner nicht kriminalisiert werden sollen, betrifft es uns als Bürger doch weiterhin? Der Markt / das Angebot wird sich dennoch drastisch verändern.*
  • Hat die EU nicht verstanden, dass es uns nicht nur um unsere eigenen Gärten geht?

Meine große Sorge ist, dass diese Klarstellung entweder inhaltlich nicht ehrlich gemeint ist und/oder die Hintertür der zeitlichen Verschiebung darstellt.

Und so habe ich weiter geschaut und in den Deutschen Wirtschafts Nachrichten folgenden Artikel gefunden, der auf eben diese angebliche Klarstellung eingeht und aufzeigt, dass innerhalb der Klarstellung der Teufel im Detail liegt.
EU-Verordnung zum Saatgut: Langsam stirbt die Artenvielfalt

* Dieser offene Brief, der erstmals im Mai 2012 überreicht wurde, aber weiterhin mit unterschrieben werden kann, zeigt nochmals deutlich, dass es bei der Saatgutrevision mehr Probleme als nur kriminalisierte Kleingärtner gibt. zum Brief

Von daher:
Lasst euch nicht mit solchen „Klarstellungen“ zum Schweigen bringen! Es geht um so viel und Ruhe dürfen wir erst wieder geben, wenn diese Saatgut-Neuregelung entweder vom Tisch oder wirklich grundlegend geändert wurde!

Es darf nicht sein, dass 10 Konzerne 75% eines weltweiten Saatgut-Marktes in ihrer Hand haben. Gärten haben einige von uns, aber Essen müssen wir alle!!!

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